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Phygos

Phygos

Laura Neubauer alias Phygos wurde die Musik schon in die Wiege gelegt. Als Musikerkind wuchs sie mit Musikern und Produzenten auf und erlebte die Musikwelt als etwas „völlig normales“. Die Nähe zu den Menschen aus der Musikbranche hat Laura nachhaltig geprägt und sie auf ihrem musikalischen Weg begleitet.

Ihr Vater hat einen wichtigen Grundstein für Lauras musikalischen Erfolg gelegt. Von Kindesbeinen an hat sie das „Sprechen“ gelernt und ihrem Vater war die Ausbildung des Sprechens (der Sprecherin) sehr wichtig. Vielen dürfte die Stimme von Laura bekannt sein, da sie Sprecherjobs (Jingles) für die Nature One 2018, 2019 und 2022 sowie der Mayday 2018 & 2019 erstellt hat. Auch ein Auftrag für das Intro für Dimitri Vegas (Beatpatrol Festival) in der Pandemie-Zeit reihen sich in ihre Biographie ein. Ihre Firma, Lacave-Records GmbH produziert ebenfalls die Nature One Inc. Show, die Laura ebenso seit Jahren mit ihrer Stimme bestückt.

Wie es dazu gekommen ist, dass die Sprecherin Laura Neubauer nun Musik macht und welche Ziele sie für sich als nächstes gesteckt hat, könnt Ihr im nachfolgenden Interview erfahren.

 

Hallo Laura, ich freue mich, dass wir in Form von einem Interview für die Dance50 zusammenarbeiten. Ich durfte ja schon im Vorfeld einiges über dich erfahren, was meine Neugierde geweckt hat. Nun bin ich gespannt, was wir noch über dich als Künstlerin, wie auch Privatperson erfahren dürfen und schieße nun mal mit meinen Fragen los.

 

Du hast mir berichtet, dass du als Musikerkind aufgewachsen bist. Magst du mal berichten, welche musikalischen Erfahrungen du als Kind schon machen konntest? War es für dich aufregend, spannend und abwechslungsreich mit der Musikbranche aufzuwachsen oder hast du diese Zeit eher als wechselhaft und unbeständig erlebt?

Hallo Dani, vielen Dank vorab für euren Support und die Anfrage für dieses Interview. Ich bin in der DDR geboren, aufgewachsen unter Musikern, richtig. Ich kenne also nichts anderes, außer das Verhalten von Musikern, was mich folglich prägte. Heute sagen „nicht Musiker“ ich sei „komisch“, anders“… die meisten Menschen außerhalb der Szene können mit mir nichts anfangen, das ist mir durchaus bewusst. Ich wurde im Pop musikalisch erzogen und ich denke, das kann man heute auch hören. Ich erinnere mich an die 80-er/90-er Jahre, ich habe immer wieder sämtliche Deals und Diskussionen erlebt, ich war immer dabei. Ich hörte, wie sie redeten, über Sänger oder Künstler. Eine sehr „prägende“ Erfahrung war, dass man grundsätzlich „keine Coverversionen produziert, sondern seine eigene Musik macht. Ich wurde also zur eigenen Komposition geführt. Es hat viele Jahre gedauert, diese Aussage aus meinem „Gedächtnis zu löschen“ weil ich es für quatsch halte. Jeder soll das tun, was er gut findet und was er liebt. Ich hörte, wie sie oft über mich sprachen, ich war 6 oder 7 Jahre jung. Ich hörte, wie sie Pläne mit meinem Leben schmiedeten. Ich habe immer so getan, als würde ich nicht wissen worum es geht. Das mache ich heute immer noch so, wobei ich gerade wirklich lachen muss. Da ich jahrelang gemobbt worden bin, prägte dies meine weitere musikalische Laufbahn in der Form, dass ich die meiste Zeit im Studio verbrachte, statt mit „Freunden“. Für mich ist die Musikbranche „Normalität“. Ich kann nicht beurteilen, ob es „anders“ war als bei anderen, weil ich es mir nicht vorstellen kann, wie es wäre, wäre ich ohne die Musikbranche groß geworden. Ich könnte nicht mal sagen, was ich genau beruflich machen würde. Fast alle in meiner Familie sind Musiker, Produzenten, Komponisten, Live Musiker oder in der Industrie tätig. Auch viele meiner Cousinen haben künstlerische Berufe. Ich denke man kann sehr wohl behaupten, dass Musik in meinen Genen liegt.   

 

Aus deiner Kindheit durfte ich erfahren, dass du unter Mischpulten geschlafen und viel Kontakt zu den heutigen Musikmachern der Branche hattest. Gibt es eine Person aus der Musikbranche, die dich von Kind an begleitet und unterstützt hat? Jemanden, der deinen Weg noch heute begleitet und dem du dafür Dankbar bist? Generell stellt sich die Frage, ob dir keine Kontakte aus der Kindheit heute behilflich sind?

Es ist mein Vater, der mich immer wieder für die Musik eingefangen hatte. Ich habe mit 19 oder 20 Jahren den dicksten Deal meines Lebens ergattert und es anschließend völlig versaut, wenn man das so sagen darf. Wenn du Erfolg hast, dann kommen von allen Seiten gleichzeitig Menschen auf dich zu, das geht so schnell, dass du keine Zeit mehr hast, um über irgendwas nachzudenken, weil unzählige Personen aus der Industrie an dir reißen und ziehen. Das kann man sich nicht vorstellen, wenn man ähnliches noch nie erlebt hat. Vermutlich fragen sich jetzt einige, wie ich es versaut habe? Ich habe für mich schlechte  Verträge unterzeichnet und damit die falschen Dinge getan. Das war mein Fehler und kostete mich wertvolle Jahre meines Lebens. Weiter prägend für mich und sehr dankbar bin ich meinem Mentor, der mich im Laufe meiner beruflichen Laufbahn immer ausnahmslos unterstützt hat. Hinter ihm stehen weitere tolle Menschen, die immer für mich da waren und es sind. So etwas ist das schönste und wertvollste was es gibt. Ich liebe euch!

 

Ich habe das mehrfache Glück in meinem Leben gehabt, Menschen in der Branche kennenzulernen, die einen ganz bestimmten „Zauber“ mit sich führen.  Menschen, die mich inspirieren, Menschen die ihre Ziele so konzentriert verfolgen, bewundere ich zutiefst. Während der Pandemie habe ich auch solche wertvollen Menschen kennengelernt, die diesen „Zauber“ haben. Diese Menschen sind es, die du finden musst! Also bilden wir gemeinsam „neue Wirkungskreise“ und hieraus wachsen Dinge, die für mich vor Jahren unvorstellbar waren. 

 

Viele Besucher von Festivals kennen dich bzw. zumindest deine Stimme, da du viele Sprecherjobs aufgrund deiner guten Ausbildung erhalten hast. Wie kann man sich die Ausbildung zum Sprecher/zur Sprecherin vorstellen? Welche Fähigkeiten muss man dafür mitbringen, welche Eigenschaften kann man erlernen? Gibt es Dinge, die man in dem Job tunlichst meiden sollte?

Ich muss gerade schmunzeln, weil ich an „meine“ Ausbildung zurückdenke. Es gibt sogar „Audio-Aufnahmen wo mein Vater mich trainierte. Ich sollte es mal posten fällt mir gerade auf. Du darfst kein Scharm empfinden. Dieses Gefühl muss völlig aus deinem Mindset verschwinden. Hieran wirst du schon länger arbeiten müssen, wenn du Scharmgefühl besitzt. Eine Schauspielausbildung hilft auch sehr, da genau hier die Körpersprache und Emotion den Einklang finden. Ich kann meine Stimme dermaßen kontrollieren und auf Knopfdruck unterschiedliche Stimmen sprechen, da erschrecken sich Kollegen wenn ich im Studio loslege. Du musst alles was du sprichst inhaltlich verstehen. Wenn du dich selbst immer wieder aufnimmst, es dir anhörst und mit deinen Vorbildern vergleichst, kriegst du sehr schnell ein Gefühl für Ausdruck. Ich kann zum Beispiel jegliche Emotion auf Knopfdruck ausschalten. Das ist jahrelanges Training. Um deine Exklusivität zu bewahren solltest du dich nicht „verramschen“. Darauf habe ich immer geachtet.

 

Im Jahr 2022 ist durch die Mayday ein neues Ziel in dir gewachsen. Im Studio wurde deine erste Single „Picassu“ produziert. Die nötige Hilfe hast du durch Freunde und/oder Familie erfahren. Wie war es für dich, als deine erste Single fertiggestellt war? Wie wurde deine erste Veröffentlichung von der Musikwelt angenommen? Kannst du ein bisschen über deine Single „Picassu“ erzählen, um die Leser neugierig auf deine Produktion zu machen?

Die Mayday 2022 war wirklich ereignisreich. Es war der Track „Rave Harder“. Ich hörte den Track und der Boden vibrierte. Ich kann das nicht beschreiben, aber da ist irgendwas passiert. Ich habe 2 Jahre in meinem Keller gearbeitet und stehe plötzlich mitten in der Mayday. Das war absurd. So kam es, dass ich in dieser Zeit „rumklimperte“ und mir die Frage stellte, was ich mit dem Sound machen könne. Also habe ich es ausproduzieren lassen und bin im spontanen Brainstorming ohne Hintergedanken auf Picassu gekommen, habe es aufgenommen und den Track mehr oder wenig leise oder „heimlich“ veröffentlicht. Ich wollte keine Fragen beantworten in der Zeit. Es war zu dem Zeitpunkt allgemein wirklich viel los. Durch Instagram Posts kam ich nach Mexiko. Völlig absurde Dinge, die in der Folge passiert sind. Hier kam auch erstmals das Thema „Remixen“ auf.

 

Dein Künstlername „Phygos“ entstand ja während eines Brainstormings. Welche Namen standen denn noch zur Auswahl? Warum hast du dich für Phygos entschieden? Welche Bedeutung hat dein Künstlername für dich persönlich?

Zu meinem Künstlernamen gibt es so viele Gerüchte, die mich so sehr unterhalten, sodass ich die Frage gerne in der Zukunft beantworten möchte.

 

Auf deinem Weg zu „Phygos“ hast du echt schon eine Menge musikalisch gemacht und erlebt. Über 50 Songs hast du für andere komponiert und veröffentlicht. Mit deinem Label „Lacave-Records“ machst du deine musikalische Arbeit rund. Hast du schon weitere Ziele für dich formuliert oder ins Auge gefasst, die du anstrebst? Was wünschst du dir für deine künstlerische/musikalische Zukunft?

 

Ja ich schreibe auch nach wie vor Songs, allerdings sind meine aktuellen Songs künstlerlos geschrieben, da ich mich zukünftig nicht mehr „festlege“ sondern auswählen werde. Das habe ich mein Leben lang „zu fokussiert gehandhabt“. Ich habe sehr viele Ziele in den letzten 3 Jahren entwickelt. Ich werde mit meinem Künstlerprojekt definitiv weiter „Projekte“ umsetzen, die als „außergewöhnlich“ gelten, da mich alles andere auf Dauer nicht herausfordert. Ich habe einige diverse und auch wirklich absurde Angebote erhalten, die ich „offen“ lasse. Mit einer Schleife auf dem Kopf durch Asien zu reisen war nur eins davon. Ich möchte allerdings auch alle anderen Dinge machen, die mir in der Industrie spass machen. Jetzt beginnt die Saison und die „reiserei“ steht an. Das heißt, ich möchte mich nicht festlegen zur Zeit. Ich wünsche mir mehr Miteinander in der Szene. Ich habe es oft vorgemacht und bekomme es heute zurück, dennoch ist es schon so, dass die Beginner nach wie vor oft nicht „nett“ aufgenommen werden. Insgesamt mehr Toleranz und Respekt untereinander würden schon Welten verschieben.

 

Was ich sehr bemerkenswert finde, dass du unter deinem Label weltweit das erste „Extended Reality Konzert“ produziert hast. Durch verschiedene Technologien werden computergenerierte Umgebungen und Objekte geschaffen, damit die Besucher in eine virtuelle Welt eintauchen könne. Wie bist du auf die Idee kommen, so ein virtuelles Konzert zu produzieren? Wie lange hat es gedauert von der Idee, bis zur Umsetzung und der letztendlichen Fertigstellung? Bist du mit deiner Idee ernst genommen oder eher belächelt worden?

 

Wir waren auf der Suche nach Möglichkeiten, trotz eingeschränkter Durchführbarkeit von Veranstaltungen, unseren Künstlern eine geeignete „Bühne“ bieten zu können.

Also warum nicht selbst eine Bühne erschaffen.

Somit war die grundlegende Idee geboren, ein Virtuelles Konzept zu erarbeiten und die Technik für die Durchführbarkeit teilweise selbst zu entwickeln bzw. vorhandene Lösungen zu kombinieren. Da wir uns schon vorher mit 3D-Räumen und Greenscreens beschäftigt haben war die Technik an sich nicht völlig neu für uns.

Es musste zwar noch einiges an Wissen innerhalb der Firma angeeignet werden aber die Grundlage war uns klar da wir auch für Visualisierungen von Showkonzepten und Vorprogrammierungen von Shows bereits seit längerer Zeit eine ähnliche Technik benutzen.

Neu für uns war in diesem Fall, dass alles zusammen mit Audio wirklich live aufgenommen wurde. Zudem haben wir großen Wert auf „das große Ganze“ gelegt, so dass es hier nicht nur um Greenscreen und XR-Videotechnik ging sondern auch um guten Sound, gute Kameraführung sowie fehlendes Ambiente in Form von Geräuschen von Publikum, Applaus, jubelnde Fans etc…

Von der Idee bis zum fertigen Video hat es ca. 3-6 Monate gedauert. Als wir das Konzept angesprochen haben wussten viele noch garnicht so genau um was es eigentlich geht. Viele konnten die Begriffe noch nicht genau einordnen und es fehlten Beispiele. Dadurch waren alle immer sehr neugierig ob dies funktioniert und wie weit die technischen Möglichkeiten dazu ausreichen.

Zweifel kamen nicht auf da wir bekannt dafür sind, dass Konzepte von uns generell immer durchführbar sind auch wenn dies noch so ausgefallen ist.

Wir versuchen auf viele Eventualitäten schon bei der Planung und den Proben vorbereitet zu sein um bei der Produktion selbst direkt darauf reagieren zu können.

 

 

Auf der aktuellen Compilation der Dance50 Volume 10 bist du mit deinem Track „Chaos“ vertreten. Ich habe in den sozialen Netzwerken wahrgenommen, dass du sehr viel Werbung für diese Compilation machst und so ja auch deine Arbeit bewirbst. Ist „Chaos“ der erste Track, der auf so einer Compilation erschienen ist? Was macht es für dich so besonders, dass dieser Track bei der Dance50 ausgewählt wurde? Gibt es über unser gemeinsames Interview hinaus eine Zusammenarbeit mit der Dance50 oder sind evtl. Schnittpunkte in der musikalischen Arbeit geplant?

 

Ich habe unzählige Screenshots an dem Tag des Coverreleases erhalten. Von „wie hast du das gemacht“ bis hin zu „du bist auf dem Cover“! So… habe ich überhaupt davon erfahren. Das war so schön! So eine Art von „Nächstenliebe“ und „Respekt“ ist so selten. „Ehrlich“ supportet zu werden ist sehr selten geworden. Das wissen wir alle. Die Macher hinter der Dance 50 sind Menschen, die es erfolgreich geschafft haben, meine Musik als Erstes in den Radiostationen hörbar zu machen, sodass sich weitere Sender angeschlossen haben, Phygos in der Rotation zu spielen. Da mache ich auch gerne Werbung für. Hier schicke ich auch Künstler gerne hin. Ich habe nie damit gerechnet, überhaupt eine Chance zu haben, mit meiner „außergewöhnlichen“ Art und Weise. Die die mich kennen wissen, was gemeint ist. Aber genau hier sag ich doch, hat doch geklappt J. Ich würde mich sehr freuen, wenn die gemeinsame Verbundenheit weiter ausgebaut werden würde.

 

Jetzt habe ich schon ganz viel zu deinem musikalischen Werdegang gefragt und möchte jedoch nicht den Menschen Laura Neubauer vergessen, die hinter der Künstlerin „Phygos“ steckt. Kannst du uns ein bisschen von dir als Privatperson berichten? Wie verbringst du deine Freizeit am liebsten? Was genießt du an deinem Leben? Gibt es Dinge, die du gerne verändern würdest?

Musik füllt meine Freizeit sowie meine Arbeitszeit vollständig aus. Dazwischen schlafe ich.  Ich habe vor vielen Jahren schon aufgehört zu versuchen, die Arbeit und das private zu trennen. Es ist leider nicht machbar in meinem Leben. Natürlich ist das oft auch mit vielen Baustellen und Problemen verbunden, aber ich habe ein Team und eine Familie, dass für mich die Kugeln fängt. Ich glaube an Karma und bin sehr spirituell. Viele Dinge in meinem Leben sind unerklärlich, weswegen ich mich sehr viel mit diesen Themen befasst habe und befasse. Hier kann ich folgendes zusammenfassen: Am Ende und da bin ich mir sicher, wird Liebe siegen!

 

Wenn ich deinen besten Freund/deine beste Freundin fragen würde: Nenne drei Worte/Eigenschaften, die Laura treffend beschreiben. Wie würde diese Antwort ausfallen?

Sie würden dir sagen, dass ich die Jenige bin, die mit dem Wagen und der Schaufel vorfährt, zu jeder Tageszeit!

Weitere Infos zu Phygos findet Ihr unter: www.phygos.com

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